So einträchtig sitzen unterschiedlichste Gäste selten zusammen im Restaurant. Jung und Alt, Familien
und Paare, Einheimische und Fremde tafeln gleichermaßen fröhlich im Soulfood von Michael Laus und
Christine Heß. Alles hier ist dezidiert unprätentiös: Einrichtung, Service, Preise und Küche. Man sitzt
gut auf den Hochlehnern an den nicht zu eng gestellten Tischen, besonders schön sind die Plätze an den
bodentiefen Fenstern mit Blick aufs gotische Rathaus und auf den kopfsteingepflasterten Marktplatz
mit seinen bunten Fassaden.
Christine Heß bemüht sich im kompetenten Umgang mit ihren Gästen weniger um Etikette als um
Herzlichkeit und der gebürtige Auerbacher Michael Laus kredenzt für ausgesprochen zivile Preise weltläufige
Kreativküche. Prägend für seinen emanzipierten Stil waren die Jahre bei Naturkoch Matthias
Schmidt in der Frankfurter Villa Merton, die ihn – sehr gute Viktualien vorausgesetzt – technische Präzision
und die Beschränkung aufs Wesentliche als Grundpfeiler großer Küche lehrten.
Zwei Vier-Gänge-Menüs, prosaisch „Das eine“ und „Das andere“ genannt, und eine Handvoll zusätzlicher Empfehlungen stehen zur Wahl.
Schnörkellos, ohne jeglichen Zierrat kommt der Melonensalat mit Stör auf den Teller. Melonenstücke
unterschiedlichster Couleur und Süße, roh und kalt, warm und cremig, bilden die fruchtig-frische Grundlage,
pikante Wasabisauce liefert den pointierten aromatischen Überbau zum dezent geräucherten Oberpfälzer
Stör. Seine Passion für vorzügliche Produkte beweist Laus’ grüne Gazpacho, die ein Vielerlei von
so intensiv schmeckenden, ganz unterschiedlichen Tomaten und so gehaltvollem Mozzarella umfließt,
dass das kühle, zwischen frischer Kräuterwürze und Gurke fein abgeschmeckte Süppchen geschmacklich
etwas in den Hintergrund verbannt wird.
Ob Michael Laus zumindest eine italienische Tante oder Oma hat, fragen wir uns bei seinen schmelzigen
Ravioli (der Teig so dünn, dass die Füllung durchscheint), die er mal mit Ricotta und Mais, mal
mit Blutwurst füllt und ihrer weichen Textur Knusperelemente (Praliné von Sauerkraut oder currywürziges
Popcorn) entgegensetzt.
Das auf den Punkt rosa gebratene Rind begleitet eine Deklination von
der Süßkartoffel vom bissfesten Würfel bis zur schaumigen Creme, der rote, gegrillte Pimientos
dezenten Rauchgeschmack geben. Die Liebe des Küchenchefs zu asiatischen Koch- und Würztechniken
unterstreicht sous vide gegarter Schweinebauch (das fein durchwachsene Fleisch zergeht auf der
Zunge), dessen Nussigkeit gebratene Wildgarnelen variieren, beides geschmacklich famos umrahmt
durch umamiwürzigen Kimchi vom Spitzkohl.
Einen leckeren Schlusspunkt setzt die südländische Rosmarinnoten verströmende Panna cotta gemeinsam
mit mariniertem Weinbergpfirsich und kaum gesüßtem Blutpfirsichsorbet.
Die Weinkarte profitiert von vielen persönlichen Kontakten zu deutschen Winzern. Christine Heß berät
Anfänger und Kenner gleichermaßen ernsthaft und sorgt mit ihrer den Gästen zugewandten Art dafür,
dass ein Besuch hier auch Futter für die Seele ist.